Freitag, 10. November 2017

Trashboombäng

Die Wahrheit ist: Es hat mir gefallen, alles daran. Tagelang hatte ich Spott und Zynismus verbreitet. Es war, als wäre Verachtung meine einzig Option. Dabei bin ich bin nachhaltig amüsiert. Was für eine Show!

Ich will wieder dabei sein, wenn Ingrid kommt.

Gestern bei K zu Besuch. Mit ihrem Hinterm auf dem Esstisch sitzend ("im Grunde eher Skulptur als Möbelstück") die Grand Hotel Direktorengattin angetroffen. Vor ihr stehend Ingrid, Heilpraktikerin, blaue Latexhandschuhe, an der Lippe knetend. Wir setzen uns an den Tisch, der zugleich OP-Bereich und Abstellfläche ist. K fragt, ob ich Prosecco trinke.

Dann ist der Hund der Gattin verschwunden und sie kann nicht pfeifen, wegen der dicken Lippe und nun steckt auch noch eine Kanüle in der Wange und aus lauter kleinen Löchern tritt Blut und K und ich laufen im Garten umher und rufen "Rocco, Roocooooo, Roccoroccoroccoccooo"und natürlich ist es so ein Minidings für unter den Arm, das ich schließlich aus der Toilette befreie.

Ich bekomme eine Vitaminspritze und ohne Nachfrage einen Vortrag, dass man Filler nicht leichtfertig verwenden darf und dass das alles kein Spaß ist, sind ja schließlich Fremdkörper. Ich sage "Aha"und bemerke, dass die Schwester aus meinem Glas trinkt. Ihres steht neben der Nierenschale mit den gebrauchten Tupfern aber das sag ich ihr nicht.

und verabschiede mich während Ks Mann auf seine Venen klopft und sie Ingrid hinhält. Vor dem Haus treffe ich noch mal die Frau. Sie hilft ihren Kindern und der Mutter aus dem Auto, die spontan auch noch irgendwas gespritzt bekommen. 

Sowie ich um die Ecke biege, ist wieder Frühling.

Eben ziehe ich mein weißes Hemd an. Es riecht am zweiten Tag noch wie frisch gewaschen.

die Manschette ist voller Blut und da ist es, als würde die Erinnerung an gestern wie eine Traumsequenz wieder ins Bewusstsein tröpfeln...  Ich hab die Ärmel hochgekrempelt und besuche gleich Dr. P. Das würde ihm gefallen, wenn er das wüsste.



Mittwoch, 8. November 2017

Todesfälle

(Telefonat) 
Mutti: Nun schau dir das doch mal an. Wenn das so weiter geht, kuck ich Shopping Queen nicht mehr.
Ich: Das sagst du schon ziemlich lang.
Mutti: Das ist doch eine schreckliche Person. Die hat'se doch nich mehr alle.
Ich: –
Mutti: Hast du überhaupt schon die Nachricht gehört?
Ich: Welche?
Mutti: Hat sich dein Bruder nicht bei dir gemeldet?
Ich: Nee.
Mutti: In der Zeitung oder bei Facebook oder irgendwo stand, dass in Grimmen ein Geschäftsmann tot aufgefunden wurde. 44 Jahre alt.
Ich: Aha.
Mutti: Ich versteh Guido da auch nicht. Wo ist das denn ein "guter Look"? Vorhin fand er die Hose noch scheiße.
Ich: –
Mutti: In einer Pension. Dahinten beim Netto. Die gehört dem, na du weißt, wie heißt er denn?
Ich: Berge
Mutti: Hhhe?
Ich: Beeerge
Mutti: Ja, Berge.
Ich: Muss dann ja Rocco sein.
Mutti: Das meint Philipp auch. Aber ist der schon so alt?
Ich: Ja, kommt hin.
Mutti: Ich muss das mal lauter machen. Hast du gehört, was die gerade gesagt hat? Sie hätte einen "schönen Bauch". Ein Schmierbauch ist das und dann diese Hose dazu ...
Ich: Hmmm, ja. Sieht oll aus.
Mutti: Die soll angeblich Direktorin einer Privatschule sein.
Ich: Sieht aus wie eine Kranführerin.
Mutti: Also ich kann das bald nicht mehr kucken.
Ich: Ich muss jetzt auch mal weiterarbeiten ...

(30 Minuten später, WhatsApp) 
Mutti: Philipp schreibt, dass es tatsächlich Rocco ist.
Ich: Krass. Suff?
Mutti: Philipp meint Anabolika...
Ich: Wie doof.

(10 Minuten später, WhatsApp) 
Mutti: So, Jetzt ist es raus. Er hat sich erschossen. Blöde!
Ich: Wirklich. Echt? Krass. Passt irgendwie.
Mutti: Jaaaaa! ... Wieso passt das?
Ich: Bauchgefühl. Passt exakt ins Bild. Er hat sich übernommen und keinen Arsch in der Hose. Oder die Russen warns.
Mutti: Welche Russen?
Ich: Weiß ich doch nicht. Irgendwelche, mit denen er Geschäfte gemacht und die er dann hintergangen hat.
Mutti: Ach. Er hat die hintergangen?
Ich: Muss ja. Warum sollten die sonst schießen?

(1 Tag später, WhatsApp) M: Martin sagt, Rocco ist eines natürlichen Todes, ganz normal an einer Überdosis gestorben. Also nicht erschossen ...

Dienstag, 7. November 2017

Caspar sagt:

"Ihr nennt mich Menschenfeind, weil ich Gesellschaft meide, Ihr irret euch, ich liebe sie.
Doch um die Menschen nicht zu hassen, muss ich den Umgang unterlassen."

Donnerstag, 2. November 2017

Zumutungen I

  1. putzen
  2. To-Do-Listen 
  3. ein Leben, das Disziplin erfordert
  4. Geschichten über die Hunde anderer Menschen
  5. mich an fremde Regeln und Gesetze halten müssen
  6. morgens wach sein müssen, wenn es noch dunkel ist
  7. regelmäßige Verpflichtungen und wiederkehrende Aufgaben

Mittwoch, 25. Oktober 2017

Zumutungen II

  1. Termine

Montag, 23. Oktober 2017

Krankenhausbesuch

Ein Probepäckchen Haarspülung aus der mitgebrachten "Bunten" in die eigene Tasche gesteckt.
Muttis Enttäuschung mit dem Hinweis relativiert, dass sie die wohl gerade nicht gebrauchen kann.

Sonntag, 22. Oktober 2017

Eine Woche Kreuzfahrt

und keine mitteilungswürdige Beobachtung gemacht.
Auf jeden Fall wieder.

Montag, 9. Oktober 2017

Gewinnen durch Verlieren

Eine neue Erfahrung.

Dienstag, 12. September 2017

Wahlkampf unter Entzug

Die Fähigkeit mich zu empören kommt zurück.
Der Wahlkampf verändert sich.
Der Kandidat wird menschlicher.

Samstag, 9. September 2017

Entzug

Ohne Antidepressiva fühlt sich das Leben an, wie nach einem Glas Wodka Lemon. Genau richtig. Möglicherweise werde ich nun doch kein Alkoholiker.